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Die Schul- und Bildungspolitik im Land und vor Ort in Hamminkeln stand im Mittelpunkt des CDU-Neujahrsempfangs im Rathaus. Über 130 Gäste, Ehrenamtliche und CDU-Mitglieder waren der Einladung zum traditionellen Stelldichein gefolgt. Als Ehrengast war die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller mit dabei. CDU-Vorsitzender Norbert Neß freute sich über den großen Zuspruch im vollbesetzten Ratssaal, darunter auch Vertreter von SPD, Grünen und FWI. Alle Besucher erfreuten sich an der schwungvollen musikalischen Begleitung durch Kerstin Loskamp, Luis Hormaza und Dieter Bergmann von der städtischen Musikschule.

„Nur über positive Themen“ wollte Neß in seiner Begrüßung eigentlich sprechen – auch wenn die Auswirkungen der Krisen weiterhin spürbar seien. Er dankte allen, die in der Stadt zur Bewältigung der Coronapandemie und der Betreuung ukrainischer Flüchtlinge beigetragen hätten. In deutlichen Worten kritisierte er die Angriffe auf das Rettungspersonal in der Silvesternacht in Berlin und anderen Großstädten. Den anwesenden Vertretern der städtischen Feuerwehr dankte er für ihren Einsatz und sicherte ihnen Solidarität zu. Scharf kritisierte er den SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, der die Ausschreitungen in einem Zeitungsinterview in einem Zusammenhang mit „Straftaten auf Schützenfesten“ verglichen hatte. Neß: „Seine Unterstellungen empfinde ich als Unverschämtheit.“

Differenzierte Worte fand der Hamminkelner CDU-Chef für die Schulpolitik in der Stadt. Hier richtete er den Blick insbesondere auf seine eigene Partei: „Wir haben uns in der Vergangenheit manchmal zu schwergetan, wenn es darum ging, neue Wege zu beschreiten.“ Den einen und richtigen Weg gebe es nicht, nötig sei ein konstruktives Miteinander und das Anerkennen, dass es im politischen Diskurs nicht nur eine einzige Wahrheit gibt. „Für uns als CDU möchte ich selbstkritisch sagen, dass wir vielleicht mitunter mehr Mut und Offenheit für Neues brauchen.“

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Schulministerin Dorothee Feller bedankte sich für die freundliche Einladung, erinnerte sich gern an ihren letzten Besuch in Hamminkeln zurück, den sie noch als Regierungspräsidentin von Münster absolvierte. Mit „Mut und Optimismus“ wolle sie die anstehenden Herausforderungen in der Schul- und Bildungspolitik pragmatisch gestalten. Zunächst dankte sie den vielen Ehrenamtlichen, die in den aktuellen Krisen unterstützen. Von den 271.000 ukrainischen Flüchtlingen seien 36.000 Kinder in der Erstförderung, was eine „große Aufgabe für Schulen und Schulträger“ bedeute. Sie erinnerte an das Gelingen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg mit Mut und einem starken demokratischen Willen. Sie wünsche ich, „etwas mehr von diesem Mut in der Gegenwart“ zu spüren.

Auf der Hamminkelner CDU-Homepage fand sie bei der Redevorbereitung den Satz „Kinderlärm ist Zukunftsmusik“. Den unterstreiche sie, aber: „Wir brauchen Dichter und Denker genauso wie Handwerker und Arbeitnehmer.“ Hier gebe es großen Handlungsbedarf. Eine jüngste Qualitätsstudie an den NRW-Grundschulen habe zum dritten Mal in Folge erhebliche Defizite beim Lesen, Schreiben und Rechnen aufgezeigt. Sie wünsche sich daher eine „stärkere Konzentration auf Basiskompetenzen“ und den Beginn von Bildung nicht erst in der Grundschule. Und: „Üben, üben, üben gehört dazu, um Lesen, Schreiben und Rechnen vernünftig zu lernen.“

Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit seien die Sicherstellung der Unterrichtsversorgung und die Bewältigung des Lehrermangels. Pensionierte Lehrkräfte könnten den Pädagogen als „Alltagshelfer“ zur Hand gehen. Digitalisierung werde niemals Lehrerpräsenz ersetzen, dennoch wolle sie mit dem Digitalpakt 2.0 die Voraussetzungen für IT-Support und technische Ausstattung forcieren. Als „großes Thema“ bezeichnete sie die Schulfinanzierung, denn hierbei gehe es auch um die Unterstützung der Kommunen. Abschließend plädierte sie für die Wertschätzung der beruflichen Bildung, um eine bessere Gleichwertigkeit mit Abitur und Studium zu erzielen. Alle Gäste des Neujahrsempfangs bat sie darum, als „Botschafter“ zu fungieren, um neue zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen.

Das Thema Finanzierung hatte Vizebürgermeister Hans-Jürgen Kraayvanger in seinem Grußwort zuvor schon aufgenommen. „Wir brauchen eine hervorragende Ausstattung für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen. Aber muss es immer Goldstandard sein? Hier wünsche ich mir mehr Praxisbezug und Pragmatismus bei den Verantwortlichen in der Ministerialbürokratie.“ Die heimische CDU-Landtagsabgeordnete Charlotte Quik rundete den Vormittag in ihrem Schlusswort ab – und lud alle Gäste zum anschließendem Zusammensein mit kühlen Getränken ein.

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